Moderne Sauerstofftherapie – rundum versorgt und doch mobil

Jeder Mensch braucht eine ausreichende Menge an Sauerstoff zum Leben. Bei Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen kann der Organismus jedoch nicht mehr ausreichend Sauerstoff aufnehmen. Als Folge entstehen als Hauptbeschwerden zum einen quälende Luftnot und körperliche Schwäche. Zum anderen können durch die Mangelversorgung mit Sauerstoff andere Organe des Körpers weiter geschädigt werden, wodurch sich die Krankheit der Betroffenen oft noch verschlimmert.

Für die meisten dieser Patienten ist eine häusliche Sauerstofflangzeittherapie daher unverzichtbar, hierbei wird die Sauerstoffkonzentration in der Einatemluft des Patienten erhöht. Die genaue Dosierung wird dabei vom Arzt aufgrund von Testverfahren festgelegt. Unter dieser Therapie können die Beschwerden wirkungsvoll gelindert werden, in vielen Fällen können auch das Krankheitsgeschehen und die Lebenserwartung sehr positiv beeinflusst werden. Allerdings ist hierfür in der Regel eine tägliche Therapiedauer von mindestens 14 Stunden erforderlich. Die häusliche Sauerstofftherapie wird mittlerweile seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt. Medizintechnisch stehen heute drei unterschiedliche Verfahren zur Verfügung.

Zunächst sind hier die Sauerstoffkonzentratoren zu nennen. Diese Geräte sind sehr einfach zu handhaben und müssen im Wesentlichen nur an eine Steckdose angeschlossen werden. Anschließend produziert der Konzentrator an seinem Ausgang einen dosierbaren Sauerstoffstrom von zumeist 2 bis 5 Liter/min, wobei der Sauerstoff quasi der Umgebungsluft entzogen wird. Der Sauerstoff wird dabei, wie bei den übrigen Verfahren auch, über eine kleine Nasenkanüle dem Patienten zugeführt. Moderne Konzentratoren sind sehr robust und langlebig, zumeist aber leider auch laut und schwer. Eine häusliche Therapie in einem oder zwei Zimmern ist problemlos, der Patient ist aber bei Versorgung nur mit dieser Technik in keiner Weise mobil.

Eine heute nicht mehr ganz so gebräuchliche Methode ist die Versorgung mit klassischen Sauerstoffflaschen, in denen der Sauerstoff unter hohem Druck steht. Flaschen mit einer ausreichenden Menge an Sauerstoff sind groß und schwer, so dass die Patienten ebenfalls nicht wirklich mobil sind. Zudem sind die Kosten für die Flaschenfüllungen auf Dauer sehr hoch. Diese Versorgungsform ist daher eine sinnvolle Ergänzung für kurzzeitige Überbrückungen und für das Rettungswesen, sie ist aber nicht geeignet, um über eine größere Zeitspanne die Sauerstoffversorgung sicherzustellen.

Erst die Versorgung mit Flüssigsauerstoff brachte bei der Sauerstofflangzeittherapie jedoch für die Patienten einen echten Durchbruch im Hinblick auf Mobilität und Teilnahme am sozialen Leben. Bei diesem Verfahren wird der industriell hergestellt Sauerstoff auf -183 Grad Celsius abgekühlt, wodurch er sich verflüssigt und nur noch ein sehr kleines Volumen einnimmt. So ergibt ein Liter Flüssigsauerstoff bis zu 850 Liter gasförmigen Sauerstoff. Der Flüssigsauerstoff wird dem Patienten mittels spezieller Lieferfahrzeuge in einem festen Turnus von zumeist 7 bis 14 Tagen angeliefert und in einen Kühltank gefüllt, der z Hause aufgestellt wurde. Von diesem Tank kann sich der Patient dann wiederum den Sauerstoff in kleine Transportbehälter umfüllen, die aufgrund des niedrigen Gewichts relativ problemlos getragen werden können. Diese Technik ist mittlerweile sehr ausgereift und stellt keine übermäßigen Anforderungen an den Patienten. Allerdings müssen die regelmäßigen Lieferungen eingehalten werden. Für Urlaubsfahrten oder anderweitige Reisen bieten die meisten Versorgungsunternehmen aber spezielle Regelungen an, so dass auch hier dem Patienten eine recht gute Mobilität möglich ist. Die Therapie mit Flüssigsauerstoff kann sinnvoll durch einen Konzentrator zum Beispiel für die Therapie im Schlaf ergänzt werden.

Auch für den Patienten mit einer chronischen Lungenerkrankung sind selbstbestimmte Mobilität und soziale Aktivität anerkannte und wichtige Therapieziele. Beides kann trotz oder besser gerade durch eine moderne Sauerstofflangzeittherapie erreicht werden.